Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) wird seit Jahrtausenden in China praktiziert und bringt bei den unterschiedlichsten Erkrankungen Erfolg. Die traditionelle chinesische Medizin besteht aus mehreren Elementen. Dies sind im Einzelnen: Akupunktur, Kräutermedizin, Taiji und Qi Gong, Tuina und die Ernährungslehre. Dabei ist immer das Qi, die Energie, über die der Körper verfügen kann von zentraler Bedeutung.
Es ist sehr schwierig, dass Wort Qi zu übersetzen. Es steht für folgende Begriffe: Energie, materielle Kraft, Materie, Äther, Lebenskraft, Bewegungskraft. Letztendlich ist Qi die Basis von Allem. Es existiert in verschiedenen Formen. U.a. ist Qi die Energie, die den Menschen am Leben hält. Ist das körpereigene Qi vollständig aufgebraucht, trennen sich Yin und Yang, und die körperliche Existenz des Menschen endet. Für die TCM zwei Qi Formen von besonderer Bedeutung: das Jing Qi und das Wei oder Abwehr Qi, welches im Körper in den sog. Meridianen kreist.
Meridiane sind die Leitbahnen im Körper, in denen das Qi fließt. Es gibt oberflächlich verlaufende, mitteltiefe und tief verlaufende Meridiane. Auf den Meridianen liegen die Akupunkturpunkte.
Es gibt beim Menschen 361 Akupunkturpunkte, von denen die behandlungsrelevanten Punkte je nach Art der Erkrankung mit unterschiedlichen Nadelmustern akupunktiert werden.
Auch die Psyche wird von dieser Energie versorgt. Die TCM heilt ganzheitlich – das bedeutet , der Mensch wird immer in seiner Gesamtheit erfasst und es wird auch das Umfeld berücksichtigt, in dem er lebt. Daraus lässt sich ableiten, dass die gleiche Erkrankung bei zwei verschiedenen Menschen niemals gleich behandelt wird. Jeder bekommt die Behandlung, die für ihn optimal ist und seinem Wesen entspricht.
Es gibt verschiedene Methoden nach chinesischer Medizin zu behandeln. Die bekannteste hierzulande ist die Akupunktur. Hierbei werden hauchdünne Nadeln in genau lokalisiert Akupunkturpunkte gesetzt, um den Qi Fluß zu harmonisieren, Stauungen zu lösen, den Qi Fluß anzuregen oder ein Zuviel an Energie abzuleiten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der TCM ist die Arzneitherapie. Hierbei werden Rezepturen von Pflanzen verschrieben, die genau zu den individuellen Störungsmustern des Patienten passen und die Genesung unterstützen.
Die Ernährungslehre der TCM ist eine sehr wertvolle und wirkungsvolle Unterstützung der Akupunktur und Arzneitherapie. Sämtliche Lebensmittel sind nach ihren energetischen Temperaturen eingeteilt und auch danach, ob sie in der Tiefe oder an der Oberfläche wirken. Sowohl Mangelzustände als auch Hitze- oder Kälteerkrankungen können mit dem Weglassen bzw. Verordnen von bestimmten Lebensmitteln gut unterstützend therapiert werden.
Qi Gong und Taiji sind aus China stammende Bewegungsübungen, die ruhig und meditativ ausgeführt werden. Sie sollen das Qi zum fließen bringen und die Meridiane durchlässig machen. Beide Formen eigenen sich sehr gut zum Entspannen. Qi Gong kann auch auf kleinstem Raum durchgeführt werden.
Tuina ist eine spezielle, chinesische Massagetechnik, bei der die Meridiane ihrem Energiefluss entsprechend unterstützend massiert werden.
Da es sich um eine ganzheitliche Behandlungsweise handelt, kann grundsätzlich jede Erkrankung mit chinesischer Medizin therapiert werden. Sie hat jedoch ihre Grenzen, wenn es um Erkrankungen geht, bei denen ein chirurgischer Eingriff unumgänglich ist. Man wird sicher keine akute Blinddarmentzündung mit Akupunktur behandeln.
• Infertilität/Unfruchtbarkeit bei Frauen und Männern
• Gynäkologische und urologische Erkrankungen
• Orthopädische Erkrankungen wie Wirbelsäulen- und Gelenkserkrankungen
• Allergien, Hauterkrankungen
• Atemwegserkrankungen
• Nasennebenhöhlen- und Mittelohrentzundungen, Tinnitus
• Migräne, Kopfschmerzen, Gesichtslähmung, Schwindel
• Psychische und pysochosom. Störungen, Schlaflosigkeit
• Depressionen
• Burn-Out-Syndrom
• Magen-Darm-Erkrankungen
• Übergewicht
• Suchterkrankungen
In meiner Praxis habe ich z.B. besonders gute Erfolge bei der Behandlung von Migräne gehabt. Es gibt 17 verschiedene Migränetypen, die sich je nach Lokalisation der Schmerzen und besonderen Ereignissen, die immer wieder mit dem Anfall zusammentreffen, einordnen lassen.
Patienten, die sich insgesamt unwohl fühlen und über Energiemangel klagen merken bald, wie ihre körpereigene Energie durch die Akupunktur angeregt wird und sie wieder zu Kräften kommen. Auch Probleme wie Schlaflosigkeit, depressive Verstimmungen, Gereiztheit, Menstruationsstörungen, Prostatabeschwerden, Inkontinenz, etc. sind gut therapierbar.
Das hängt davon ab, wie lange das Krankheitsbild schon besteht. Akute Erkrankungen sind sehr schnell therapierbar, es reichen 1 – 5 Sitzungen. Chronische Erkrankungen benötigen etwas mehr Zeit, man muss von 10 und mehr Behandlungen ausgehen. Anfangs kommen die Patienten zwei mal pro Woche, danach ist eine Behandlung pro Woche ausreichend.
Das ist ein sehr wichtiger Aspekt in der chinesischen Medizin. Es ist überaus sinnvoll, die Akupunktur als krankheitsvorbeugende Maßnahme einzusetzen. Im Nei Jing, dem Klassiker der chinesischen Medizin (2000 v. Christus) steht geschrieben: „Wenn man sich bemüht, die Ordnung herzustellen, nachdem es schon zu Unruhe gekommen ist, dass ist so, als würde man solange damit warten, einen Brunnen zu graben, bis man schwach vor Durst ist; oder als würde man damit beginnen, einen Speer zu schmieden, wenn der Kamp schon in vollem Gange ist. Ist es dann nicht schon zu spät?“. Wer regelmäßig, z.B. im Frühjahr und im Herbst einige Akupunktursitzungen nimmt, wird seinen Körper im Gleichgewicht halten und stärkt auch sein Immunsystem. Wenn Yin und Yang im Ausgleich sind, fühlt sich der Mensch körperlich und geistig ausgeglichen und belastbar.
Es werden immer mehrere Untersuchungsmethoden angewendet. Durch Befragung, Pulsdiagnose, Zungendiagnose,Bauchdiagnose, Beurteilung von Geruch und Klang (z.B. Räuspern, Husten, etc.) und durch Beobachtung der Bewegungsmuster des Patienten kommt der Therapeut zu seiner Diagnose..
Für das Erstgespräch muss der Patient viel Zeit mitbringen, denn er wird zunächst einmal nach seinen momentanen Beschwerden gefragt. Anschließend geht der Therapeut praktisch den kompletten Körper durch. Wichtig für die Erstellung der chinesischen Diagnose sind z.B. die Frage nach dem Temperaturempfinden des Patienten, ob er schnell friert oder schwitzt, wie stark er schwitzt, wie sein Schlaf ist, ob er häufig träumt, Fragen zum Stuhlgang und zur Verdauung, außerdem zum Ess- und Trinkverhalten. Bei Schmerzen ist die genaue Beschreibung des Schmerzcharakters von Bedeutung. Dies beinhaltet beispielsweise die Fragen, ob sich der Schmerz auf Druck bessert oder verschlimmert, ob es im Liegen oder bei Bewegung besser ist und ob der Schmerz im Laufe des Tages zunimmt oder gleichbleibend ist. Wichtig ist auch die Schmerzqualität – ist der Schmerz z.B. stechend, brennend, bohrend, an- und abschwellend, dumpf, etc.
Die Beurteilung des Pulses ist immens wichtig. Der Therapeut fühlt am rechten Unterarm den Lungen-, Milz- und Nieren-Puls, am linken Unterarm tastet er Herz-, Leber- und Nieren-Puls (einmal Nierenyin und einmal Nierenyang ). Dabei erfolgt die Tastung jeweils in drei Ebenen: oberflächlich, mittig und in der Tiefe. Man unterscheidet 27 verschiedene Pulsqualtitäten, die auf bestimmte Erkrankungen schließen lassen. Die Pulsdiagnose ist daher ein sehr wertvoller Hinweis auf energetische Veränderungen im Körper.
Die Zungendiagnose rundet das Gesamtbild des Patienten ab. Die Zunge ist als inneres Organ anzusehen, das sehr schnell auf Veränderungen im Organsystem reagiert. Beurteilt werden Grundfarbe des Zungenkörpers, seine Beweglichkeit, Feuchtigkeit, die Farbe und die Konsistenz des Belags, Risse und vorhandene Zahneindrücke.